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Anwohner: „Keine solchen Wohnklötze reinhauen"
Genossenschaft will an Kapellenstraße Häuser mit drei Etagen bauen — Angst vor Wertminderung
GODSHORN (hg). Die Wohnungsgenossenschaft Herrenhausen (WGH) will in Godshorn 60 Wohneinheiten errichten - in Neubauten über drei Etagen. Ist das zu hoch? Anwohner und Mitglieder des Ortsrats jedenfalls kritisieren die Pläne. Sie hätten sich auch eine frühzeitige Beteiligung an dem Projekt gewünscht, das an der westlichen Seite der Kapellenstraße zwischen Am Moore und Am Schapdamm entstehen soll. Dort stehen derzeit noch sechs Mehrfamilienhäuser aus den Fünfzigerjahren mit 28
Wohneinheiten. die bereits überwiegend leer sind. Die WGH. der die Grundstücke gehören, will die alten Gebäude abreißen lassen. Noch aber fehlt der politische Beschluss.
Kritik an dem Vorhaben gab es jüngst in einer Sitzung des Ortsrats Godshorn von Anwohnern des Drosselwegs, an dessen östlicher Begrenzung die Neubauten entstehen sollen. Sie befürchten eine Wertminderung ihrer Grundstücke - auch weil die Höhe des geplanten neuen Wohnkomplexes die Lebensqualität vermindern und eine zu starke Verschattung verursachen würde.
Langenhagens Stadtplanerin Anke Friedrich erklärte im Ortsrat allerdings, dass mit dem vorgestellten Projekt die städtebaulichen Ziele des ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) und des Wohnraumversorgungskonzepts umgesetzt würden. Aufgrund der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt und der Erfordernisse der Klimapolitik erweitere sich zudem der rechtliche Handlungsspielraum, um neuen Wohnraum zu schaffen.
Die wohl deutlichste Kritik kam von Anwohner Wolfgang Biewendt, der an der Kapellenstraße gegenüber der künftigen Neubauten wohnt. „In der Beschlussdrucksache stand, dass es eine frühzeitige Bürgerbeteiligung geben wird - davon war aber nichts zu spüren", betonte er. „Darunter verstehe ich, dass ich angeschrieben werde und die Gelegenheit habe, mich als Anlieger zu äußern. Man kann da nicht einfach solche Wohnklötze reinhauen."
Die vorgesehene Bebauung werde auch Parkplatzprobleme nach sich ziehen, warnte Biewendt. 45 Pkw-Stellflächen in einer Tiefgarage soll es für die Neubauten geben. Das dürfte nach seiner Ansicht kaum ausreichen und würde entlang der Kapellenstraße massive Schwierigkeiten mit sich bringen. „Dort ist ja jetzt schon kaum noch etwas frei."
Der Grund, dass für 60 Wohnungen nur 45 Stellflächen vorgesehen sind, ist ein entsprechender Verteilungsschlüssel. der im Planungsentwurf auf 0,8 festgelegt wurde. „Das ist irrsinnig. In Isernhagen plant man mit 1,5", sagte Biewendt, der sicher ist, dass nicht nur Bewohner des Neubaukomplexes einen Stellplatz an der Straße benötigen werden. Auch der zusätzliche neue Parkplatz an der Straße Am Schapdamm, auf dem gerade mal zehn Pkws abgestellt werden könnten, sei da keine Abhilfe.
Godshorns Ortsbürgermeister Tim Julian Wook (SPD) wiederum freut sich über das Bauprojekt und darüber, „dass wir bezahlbaren Wohnraum erhalten, mit behutsamer und unterschiedlicher Verdichtung, und dann noch durch eine Baugenossenschaft, die in Godshorn investiert und damit die Stadt in ihrer klammen Finanzlage entlastet". In Langenhagen ist die Suche nach geeigneten Grundstücken für Neubaugebiete schon lange ein Thema.
Wook kann die Bedenken der Anlieger dennoch nachvollziehen. Er weist darauf hin, dass sich der Planungsprozess am Anfang befinde. Nach dem sogenannten Aufstellungsbeschluss lägen die Pläne im Rathaus aus, dazu könne jeder Bürger und jede Bürgerin Stellung nehmen. Danach werde sich erneut der Ortsrat Godshorn mit dem Thema befassen.
In trockenen Tüchern ist das Projekt also noch nicht. Anwohner Biewendt kann sich jedoch nicht vorstellen, „dass solche Pläne zurückgenommen werden, wenn sie bereits in einem fortgeschrittenen Stadium sind. Da geht doch kein Architekt mehr ran, wenn die Pläne im Rathaus zu sehen sind und man sich schon in der Auslegungsphase befindet". Er wünscht sich, dass die Öffentlichkeit bereits jetzt beteiligt wird. „Dann gibt es immer noch die Gelegenheit umzuplanen, die Herrschaften müssen nur ihren Computer hochfahren." Biewendt hat sich nach eigenen Angaben von einem Fachanwalt beraten lassen. Der habe ihm versichert, dass ein solches Projekt nicht ohne Bürgerbeteiligung beschlossen werden könne.
Biewendt stellt klar, dass er es grundsätzlich richtig und wichtig findet, neuen Wohnraum zu schaffen. Er hat jedoch Verbesserungsvorschläge - so könnten die Neubauten um 90 Grad gedreht und versetzt gebaut werden. „Dann hätte man eine aufgelockerte Bauweise, die gleiche Anzahl an Wohneinheiten und auch mehr Platz für Grünflächen." Dies habe er ausgerechnet, sagt der Anwohner, der Konstruktions- und Entwicklungslehre studiert hat. „Durch eine andere Anordnung der Baukörper entsteht auch eine schönere Optik, man schaut nicht auf den ganzen Klotz, sondern nur auf die Giebel."
Quelle: ECHO / von hg