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Seit vielen Jahren ein Thema: Kompromiss muss her, „damit hier was passiert"

Investor soll Wohngebiet auf dem ehemaligen Hallenfreibadgelände Godshorn entwickeln

Im Gespräch: Am Eingang des ehemaligen Freibads reden Ulrich Müller (links) und Tim Julian Wook miteinander. Fotos: Stephan Hartung

Das Hallenfreibad Godshom ist in der Langenhagener Ortschaft seit vielen Jahren ein Thema - als es noch in Betrieb war, vor allem aber, seit es geschlossen wurde. Die Redaktion blickt kurz zurück und beantwortet dann die wichtigsten Fragen über den Istzustand und danach. wie es weitergeht.

Wie lange gab es das Bad?
Im Jahr 1971 begann der Bau der Freizeitanlage an der Berliner Allee. am 30. August 2017 war mit dem letzten regulären Badetag Feierabend - nach Jahrelangen Diskussionen über den wirtschaftlich defizitären Betrieb und den nicht mehr zeitgemäßen Standard. Schon lange zuvor hatte es Proteste und Unterschriftensammlung gegeben, um nach 2003 - dem Aus für das Hallenbad in der Stadtmitte an der Konrad-Adenauer-Straße -die Schließung der zweiten Schwimmstätte auf Langenhagener Gebiet abzuwenden. In Langenhagen gibt es seit 2017 nur noch die Wasserwelt an der Theodor-Heuss-Straße, die ein modernes Sport- und Spaßbad samt Rutsche und Strömungskanal mit einer großen Saunalandschaft verbindet.

Wie blickt man in Goashorn darauf?
Seit dem Aus für das Hallenfreibad Godshorn ist auf dem Gelände nichts mehr passiert, es verwahrlost zunehmend. "Ich werde oft von den Godshornern angesprochen. Sie sind es leid. einen solchen Schandfleck hier in Godshorn zu haben", sagt Ortsbürgermeister Tim Julian Wook (SPD). Tatsächlich verkommt das ehemalige Bad mehr und mehr zu einem Lost Place. Vorfälle wie Schmierereien. anderen Vandalismus und Diebstähle gab es reichlich. Und Polizeieinsatze deswegen auch

Welche Pläne zur Nachnutzung gab es?
Im Jahr 2018 hatten die Godshorner Fraktionen von SPD und Grünen zu einem Workshop mit Bürgerbeteiligung eingeladen, bei dem Ideengesammelt wurden. Daraus entwickelte sich das Konzept eines Bürgerparks. denn unter Bür­gern wie Kommunalpolitikern galt eine Nachnutzung als Naherho­lungsgebiet eindeutig als großer Wunsch. Daraus formulierten die Fraktionen dann Liberparteilich zu­sammen mit der CDU einen Antrag, der im Rat der Stadt Langenhagen auch beschlossen wurde.

Was ist daraus geworden?
..Dann kam Herr Weiß. Spätestens als er Pläne hatte, eine Seilbahn über die Autobahn bauen zu wol­len, hatten wir hellhörig werden müssen", sagt Ortsbürgermeister Wook. Der millionenschwere Unternehmer Martin Weiß. Grün­der und Chef der Zeitarbeitsfirma ZAG, wollte noch vor der Corona­Zeit als Investor auf dem ehemali­gen Freibadgelände einen großen Sportpark errichten. Auch der an­liegende Sportplatz des TSV Gods­horn sollte eingebunden werden. „Naturlieh hattees auch etwas wer­den können. Denn die Halle, die er für den TuS Vinnhorst errichtet hat, ist sehenswert". sagt Ulrich Müller. Vorsitzender der CDU-Fraktion im Ortsrat Godshorn. Die hochtraben­den Pläne wurden aber nie in die Tat umgesetzt

Wie Ist der aktuelle Stand?
Nachdem die ursprünglichen Plane für eine Naherholungs- und Frei­zeitanlage - auch wegen der für Stillstand sorgenden Corona-Zeit -nie Wirklichkeit wurden, gibt es nun einen neuen Vorstoß. Der Rat der Stadt Langenhagen hat im Februar 2023 beschlossen. auf der Fläche ein großes Baugebiet aus­zuweisen und diese im Rahmen eines Investorenwettbewerbes an einen Bauträger zu verkaufen. Nach einem Kassensturz im Herbst 2022 wäre für die finanziell arg unter Druck stehende Stadt etwas anderes auch kaum denkbar. Denn anstehende Investitionen in Kitas, Feuerwehrhäuser und vor allem Schulen haben bereits die Kommu­nalaufsicht auf den Plan gerufen.

Ist das Gelande zum Wohnen geeignet?
„Das Gelände ist völlig ungeeignet für Wohnbebauung". meint CDU-Mann Müller und verweist auf die nur 150 Meter entfernte Autobahn, eine das Gelände streifende Hoch­spannungsleitung und den Lärm, der auf der nur einen Steinwurf ent­fernten Sportanlage des TSV Gods­horn erzeugt wird - attraktiv zum Wohnen sei das alles nicht...Und wir haben eine Außenlage zur Orts­mitte. Wenn man Seniorenwoh­nungen bauen will - das ist ein weiter Weg. Städtebauliche Argumen­te werden gar nicht mehr gehört."

Wie Ist der politische Stand?
Müller vertritt damit die Ansicht seiner CDU-Fraktion, die zuletzt auch im Ortsrat - als es um die städtebaulichen Kriterien für den Investorenwettbewerb ging - wei­ter die Meinung vertreten hat. dass eine Wohnbebauung auf dem Ge­lände Unsinn sei. Die SPD hingegen favorisiert eine Wohnbebauung plus einem Drittel des Geländes als Freizeitbereich. Das Ortsrat-Votum ist dabei aber nicht entscheidend: Am Ende wird der Rat der Stadt Langenhagen entscheiden, vo­raussichtlich allerdings erst im neu­en Jahr. Das Votum aus dem Stadt­planungsausschuss im Oktober dürfte dabei als Fingerzeig gelten. Dort gab es keine Gegenstimmen zu den Wohnbebauungsplänen.

Wie kommt das In Godshom an?
_Natürlich würden wir weiterhin gern die Wünsche aus der damali­gen Beteiligung mit Godshorner Bürgern und Vereinen umsetzen. Aber aus unserer Sicht ist es nun der einzig mögliche Kompromiss. damit hier überhaupt noch mal et­was passiert, und den müssen wir gehen. Sonst ändert sich in den nächsten zehn Jahren nichts", meint Wook, dessen Partei die ur­sprünglichen Pläne für einen Bür­gerpark aufgegeben hat. Ein Kompromiss also, das sieht Müller im weiteren Sinne auch so. Er sagte aber auch, ..dass es von Seiten der Stadt ein Diktat der Finanzsituation ist. Denn wegen der angespannten Haushaltslage der Stadt. bedingt auch durch die Schulneubauten, werde auf abseh­bare Zeit ohnehin kein weiterer Mil­lionenbetrag für die von der Gods­horner CDU favorisierte Umwand­lung in einen Park für Naherholung und Freizeit ausgegeben werden. kritisiert Muller. "Daher macht es sich die Stadt einfach. wenn sie das Gelände als Bauland verkauft. Denn wenn ein Investor über­nimmt, hat sie damit keine Kosten." Sondern nimmt mit dem Gründ­stücksverkauf sogar voraussicht­lich einen Millionenbetrag ein. Wook stimmt zu und verweist da­rauf, dass allen schon der Abriss des Hallenfreibads 1,5 Millionen Euro kosten dürfte. "Das wird die Stadt allein nicht angehen." Zumal dann das Gelände erst mal freige­räumt, weiter aber noch nichts pas­siert sei.

Wie geht es jetzt weiter?
Nach einer weiteren Diskussion im Stadtplanungsausschuss wird der Rat der Stadt voraussichtlich im neuen Jahr beschließen, dass der Investorenwettbewerb ausge­schrieben wird - das konnte min­destens sechs Monate dauern Die Godshorner Politiker wollen die möglichen Investoren - nach einer Vorauswahl seitens der Verwaltung - dann gern kennenlernen und de­ren Pläne im Ortsrat vorgestellt be­kommen. Am Ende wird aber der Rat der Stadt die Entscheidung treffen und einem Investor den Zuschlag erteilen.

 

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Quelle: ECHO

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